Tage 6–8: Faule Tage, Reflexionen und unsere Flucht nach Amed

Faule Tage – und ein bisschen Politik

Die letzten drei Tage lassen sich mit einem Wort zusammenfassen: nichts. Und ehrlich gesagt, war das ziemlich schön. Wir waren faul, fühlten uns sicher und genossen das langsame Tempo. Trotzdem dachte ich viel darüber nach, was gerade in Indonesien passiert.

Vielleicht habt ihr in den Nachrichten von Unruhen gehört. Die indonesische Regierung hat kürzlich eine monatliche Wohnzulage von 50.000.000 IDR (ca. 2.600 €) für Politiker eingeführt – während gleichzeitig im Gesundheits- und Bildungsbereich gekürzt wird. Es gibt zwar ein Schulessen-Programm … aber 2.600 € pro Monat nur für Wohnen?!? Sogar für deutsche Verhältnisse ist das eine enorme Summe.

Viele Indonesier empfinden das als unfair. Ich verstehe das, auch wenn ich nicht glaube, dass Gewalt die Lösung ist. Es ist jedoch leicht nachzuvollziehen, warum Frust und Wut zunehmen. Korruption ist in vielen Entwicklungsländern ein Thema. Ein simples Beispiel: Touristen ohne Helm auf dem Roller. Wird man von der Polizei angehalten, berichten viele, dass sie eine „Strafe“ von rund 500.000 IDR (30 €) zahlen sollen, damit die Sache verschwindet.

Die Kehrseite des Paradieses

Touristen sehen Balis Schönheit – Reisterrassen, Strände, Tempel – und posten diese Bilder in sozialen Medien. Aber die Realität sieht anders aus: Müll überall, Plastik, kaputte Gehwege, Schlaglöcher, streunende Hunde und Affen, die ihre Spuren hinterlassen.

Auch für die Tiere ist das Leben schwer. Hunde rennen durch den chaotischen Verkehr, Hähne werden noch für illegale Kämpfe genutzt, und Nutztiere leben oft unter schlechten Bedingungen. Es ist die Schattenseite eines Landes, das erst 1945 nach niederländischer und japanischer Herrschaft unabhängig wurde.

Denise und ich sprachen lange über das Müllproblem. Ihr liegt Nachhaltigkeit am Herzen, und Bali steht hier vor einer riesigen Aufgabe. Manche private Firmen – oft in ausländischer Hand – helfen mit Recycling-Initiativen, doch das System ist schwach.

Nötig wären:

  • Bildung über Müll & Recycling

  • Verbot von Einwegplastik - Das existiert bereits…aber nun ja…

  • Schluss mit in Plastik verpacktem Obst & Gemüse im Supermarkt

  • Strukturierte Müllabfuhr

  • Einbindung der Gemeinschaft

Die Investition dafür? Wahrscheinlich 20–30 Milliarden USD. Aufgrund der Geografie müsste die Verarbeitung teils auf Java stattfinden – mit Logistik, Transport und Schiffsverbindungen. Eine Mammutaufgabe, aber notwendig für die Zukunft der Insel, die stark vom Tourismus lebt.

Während der COVID-Lockdowns nutzten Einheimische die Zeit, um die Insel aufzuräumen. Traurigerweise sieht es heute schlimmer aus als 2018.

Der Weg nach Amed

Jetzt zurück zum Reisen. Wie schon 2018 wollte ich ein paar ruhige Tage im Norden verbringen. Wir entschieden uns für Amed – ein Küstenort, wo die Zeit langsamer läuft. Die Straßen dorthin sind abenteuerlich, mit Schlaglöchern groß genug für ein Auto. Mein Auto würde ich hier nicht fahren.

Wir übernachteten in den Coral View Villas, einem 3-Sterne-Resort mit charmanten Bungalows. Gebucht hatten wir zwei Schlafzimmer – ideal wegen meines Schnarchens. Am Ende war es ein zweistöckiger Bungalow: zwei Betten unten, ein King-Size-Bett oben. Überraschung: Denise hörte nichts von meinem Schnarchen – Erfolg!

Das Zimmer hatte Moskitonetze (wichtig, da 20–30 Mücken mit uns wohnten) und sogar ein Freiluft-Badezimmer. Die Bettwäsche war nicht die sauberste, die Türen schlossen nicht ganz – aber es war gemütlich. Pool, Garten und Frühstück waren super.

Natürlich gab es Eigenheiten: Jeden Tag fragten uns Einheimische mindestens ein halbes Dutzend Mal, ob wir tauchen oder schnorcheln wollten. Anfangs charmant, irgendwann etwas viel.

Wir wollten verlängern, aber Coral View war ausgebucht. Also zogen wir 3 km weiter in ein anderes Hotel.

Faule Inseltage

Unsere Tage in Amed bestanden aus Nichtstun – und es war perfekt. Ich schwamm Runden im Pool, Denise las, und wir bummelten durch kleine Läden. Einmal liefen wir 2–3 Stunden in der Mittagssonne (nicht die klügste Idee) und holten uns einen leichten Sonnenbrand – genau wie die anderen Touristen.

Eigentlich hatten wir eine Tour zu einem alten Dorf und einer Grabstätte geplant, sagten aber ab. Stattdessen geht es dann erst morgen zurück nach Ubud – 81 km, vier Stunden Fahrt mit unserem Fahrer Joni.

Unser Rückflug nach Deutschland ist am Freitag. Ein paar Tage bleiben uns noch – genug, um sowohl die Schönheit als auch die Herausforderungen der Insel aufzusaugen. Ab Morgen gibts dann Tagesaktuell blogs…wenn auch ein wenig spät ;).

Gute Nacht.

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